Jagd ist bewertbar
Zielführender als eine Verlängerung der Jagdzeiten ist ein effektiver und effizienter Einsatz der Ressource Zeit bei der Jagd.
Das bedeutet wann ist es wo und mit welchen Jagdmethoden (Ansitzjagd, Bewegungsjagd, Intervalljagd, Schwerpunktbejagung) sinnvoll die praktische
Jagd auszuüben, um Schäden durch Wild (Verbiss, Schäle, Brech- und Frassschäden durch SW, ASP) zu minimieren, beziehungsweise
welche Zeitfenster im Jagdjahresverlauf „fressen“ nur Zeit, verursachen und erhöhen unnötig den Jagddruck bringen aber wenig bis keinen
Jagderfolg, führen ggf. bis zu privaten und sozialen Spannung und sind damit kontraproduktiv.
Aktuell wird nahezu ausschließlich der Einfluss von Schalenwild auf die Waldentwicklung bewertet, der selbstverständlich unstrittig ist.
Der Einfluss der Jagd auf Schalenwild bleibt aber unberücksichtigt und findet keinen Eingang in die Diskussion um Verbiss und Schäle.
Handwerkliche Fehler bei der Jagdausübung forcieren negative Auswirkungen durch Schalenwild auf die Vegetation und sind vermeidbar - werden aber
nicht erkannt und/oder regelmäßig ausgeblendet.
Verbiss- und Schälkartierungen sowie Weiserflächen (Zaun- und Vergleichsfläche) verfolgen die Aufgabe, Auswirkungen von verbeißendem
Schalenwild auf die Waldvegetation und Pflanzengesellschaften zu bewerten.
Eine Evaluierung der jagdlichen Praxis findet bisher nur sehr selten statt. Diese verfolgt die Aufgabe Auswirkungen der Jagd (Jagddruck) auf den Jagderfolg
und das Schalenwild zu erfassen, sowie den Jagderfolg (Effektivität) zu analysieren und im Idealfall mit oben angeführten Kartierungen abzugleichen und
abzustimmen. Ziel sollte es sein, Grundeigentümern und Bewirtschaftern wald- und landwirtschaftlicher Flächen, sowie Jagdausübungsberechtigten und
Behörden ein zielführendes und nachhaltiges jagdliches Management auf Grundlage wissenschaftlicher und datenbasierter jagdpraktischer Erkenntnisse zu ermöglichen.
Vielfach sind das Engagement und der Aufwand hoch, doch der gewünschte nachhaltige jagdliche Erfolg bleibt aus. Häufigste Ursachen sind ein unzureichendes jagdliches
Monitoring und die Vernachlässigung grundlegender wildbiologischer und -ökologischer Wechselwirkungen bei der jährlichen Jagdkonzeption.
Jagd kann sowohl positive wie auch negative Wirkungen erzeugen und hat maßgebliche Auswirkungen auf Verbiss und Schäle. Druck (Jagd) erzeugt Gegendruck (Verbiss, Schäle)
und mündet in einer „Unsichtbarkeit“ von Wild, rückläufigem Jagderfolg und Frustration bei den beteiligten Akteuren, sowie entsprechend unbefriedigende forstliche Gutachten
(und/oder Zaunbau). Die sich hieraus entwickelnde Frustspiral gilt es zu durchbrechen, und nicht durch eine Ausweitung der Jagdzeiten auf Schalenwild zu verlängern. Der erforderliche
Waldumbau benötigt selbstverständlich angepasste Schalenwildbestände. Fehlentwicklungen in der Schalenwildbejagungen lassen sich jedoch nicht durch längere Jagdzeiten
bei unveränderter jagdlicher Vorgehensweise kompensieren.
Jagd ist bewertbar, muss sich aber auch bewerten lassen (wollen), um für die anstehenden Aufgaben mehr als Lippenbekenntnisse abzugeben. Ausschließlich valide Daten zur praktizierten
Jagd, zur Bestandsentwicklung und Vegetationskartierungen ermöglichen eine Versachlichung der zum Teil (sehr) verhärteten Diskussion um die „richtige“ Bejagung sogenannten verbeißenden
Schalenwildes.
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